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Gestern vor 20 Jahren war es soweit Mortal Kombat erreichte die Spielhallen der Welt ....
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So wie in diesem "Beitrag" ging es mir dann damals wirklich mit Mortal Kombat für das Sega Master System
Tag 1
Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, denn ich warte schon eine geschlagene Woche auf meine „Mortal Kombat 2011“-Importversion. Plötzlich klappert was an meiner Wohnungstür. Durch den Briefschlitz fällt ein gelber Umschlag. Mein Freudenschrei hallt durch die ganze Wohnung, und meine Frau fragt
aus der Küche, ob wir im Lotto gewonnen haben. „Du nicht, aber ich“, denke ich, ignoriere sie und steuere wie ferngelenkt auf die Playstation3 zu. Ich befreie das Spiel aus dem Cellophan, rieche an der Verpackung, die den unvergleichlichen Geruch eines fabrikneuen Spiels verbreitet, und lege die Disk in das Laufwerk ein. Als das Playstation-Symbol erscheint, fühle mich wie ein Zwölfjähriger, der auf die Bescherung wartet. Der Anfangs-Screen erscheint, und ich starte voller Erwartung das Spiel, ohne zu wissen, dass dieser Knopfdruck mein Leben völlig auf den Kopf stellen wird.
Das erste Spiel: Ich prügle mich mit Shang Tsung und Baraka, das Blut fließt und die Gedärme fallen zu boden. Ich zocke das Spiel fünf Stunden am Stück. Das ist schon lange nicht vorgekommen. Ich bin über die Jahre ein eher verdrossener Spieler geworden, der von sich glaubt, bereits alles gesehen und erlebt zu haben – zumindest was das Videospielen betrifft. „Mortal Kombat 2011“ belehrt
mich eines Besseren.
Tag 2
Erstaunlich, wie schnell und tief sich Fatalities und X-Rays aus dem Spiel schon nach den ersten paar Stunden in mein Hirn gebrannt haben. Die ganze Nacht habe ich mich im Bett hin- und hergeworfen, um in eine bessere Kampfposition zu gelangen. Als meine Lebensengergie alle ist, die Horde von Shao Kahn vor mir aber noch lange nicht erledigt ist, tauchen völlig unvermittelt zwei riesige Knöpfe vor mir auf. Ein X und ein []. Ich fange an wie ein Irrer darauf einzuprügeln, dann wache ich auf, weil irgendjemand auf mich einprügelt. „Du hast im Schlaf geschrien und um dich getreten“, faucht mich meine Frau an.
Es ist Sonntagmorgen. Ich habe so schlecht geschlafen wie schon lange nicht mehr. Und zu allem Übel steht noch ein Besuch bei meinen Eltern an. Das passt mir gar nicht. Ich will zurück ins Mortal Kombat Universum. Ich will die den Challengetower endlich durchhaben und mich durch den Storymode kämpfen. Doch versprochen ist versprochen. Meine Eltern wohnen auch in einem kleinen Dorf, allerdings eh gleich ums Eck. Ich weiß nicht warum, aber neben einer Flasche Wasser landet noch ein langes Küchenmesser in meinem Rucksack.
Angekommen weht mir ein kalter Wind um die Ohren, der Ort ist wie ausgestorben, wirkt geradezu tot. Da taucht wie aus dem Nichts ein Bauer im Ninjaoutfit vor mir auf und schmettert mir ein breitgezogenes „Serwus!“ entgegen. Panisch flüchte ich in mein Auto während ich im Rückspiegel einen ganz normalen Mann sehe und mir denke ich bin Shang Tsung entkommen, fahre ich in die Stadt zurück.
Ich rufe meine Eltern an, entschuldige mein Nichterscheinen und sage ihnen, sie sollen die Augen offen und die Türen gut verschlossen halten. Dann geht es zurück zu meinem Challengetower.
Tag 3
Komme endlich wieder zum Spielen. „Mortal Kombat 2011“ wischt atmosphärisch
mit allem bisher Dagewesenen den Boden auf. Ich fühle mich wie eine Geisel des Spiels. Trotzdem knurrt mein Magen, und ich stelle fest, dass der Kühlschrank leer ist.
Unwillig schlurfe ich zum Supermarkt um die Ecke. Doch vorher brauche ich noch Geld. Die Bank-Mission ist ein Witz und das Test your PIN löse ich beim ersten Versuch. Im Supermarkt schnappe ich mir einen Korb, der natürlich wie immer viel zu klein ist. Durch geschicktes Hin- und Herschieben der Waren gelingt es mir dann aber am Ende doch, 5 Pizzen, 2 Sixpacks, ein paar Flaschen Wasser, einen Salatkopf und 500 Gramm Blutwurst hineinzubugsieren. An der Kasse angekommen vollführe ich dieses Kunststück ein weiteres Mal, nur dass ich diesmal alle meine Rationen mit einem Well Done! in nur eine Plastiktüte packe. Von der Kassiererin ernte ich verblüffte Blicke und freue mich über meine neu erlernte Fähigkeit: Der Platz in der Krypta will richtig genutzt sein. Jetzt schnell nach Hause. Denn dort wartet die Sheeva auf mich. Wenn man sie zu lange allein lässt, fängt sie an zu schreien.
Tag 4
Meine Freundin hat sich mit zwei Taschen zu ihrer Schwester verdrückt. Sie hat kein Verständnis für meinen Storymodus. Mir egal, ich habe keine Zeit für derlei Diskussionen. Heute ist Fatalitytraining angesagt. Ich statte dem örtlichen Rummel einen Besuch ab, wo ich zielstrebig den erstbesten Boxstand ansteuere und dem Schnauzbartträger in der Bude einen Zehner über den Tresen schiebe. Er reicht mir einen Boxhandschuh rüber, und ich frage ihn, ob er mich verarschen will. Er kann nicht ganz folgen. Detailliert erkläre ich ihm meinen Trainingsplan, lege einen weiteren Zehner auf den Tresen und bestehe darauf, das er mir die Fatalitycombination gibt. Leise, aber bestimmt erklärt mir der Standbesitzer, dass er keinen Bock auf Irre wie mich habe. Und wenn ich mich nicht gleich von allein verpisse, würde ich Bekannschaft mit seinen Söhnen machen. Verdammter Idiot, denke ich und beschließe, lieber wieder nach Hause zu gehen und mir da den Storymodus weiter vorzunehmen. Dort lassen sich Probleme irgendwie leichter aus der Welt schaffen, bekomme ich immer mehr das Gefühl. Doch aus irgendeinem Grund stehe ich einige Zeit später nicht vor meiner Haustür, sondern vor einem Ladenregal. In einem Baumarkt. In einem völlig anderen Stadtteil. Und halte eine lange Eisenstange in der Hand. Was mache ich hier?
„Und? Wie gefällt sie Ihnen?“, fragt mich der Verkäufer. „Liegt gut in der Hand und hält ordentlich was aus. So, wie Sie es wollten, oder?“ Wie ich es wollte? Schoss es mir bei dem Gedanken an Jade durch den Kopf. Ich will nur so schnell wie möglich nach Hause. Aber irgendetwas zwingt mich dazu, mit dem Verkäufer noch ein halbstündiges Fachgespräch über Eisenstangen zu führen. Anregend.
Tag 5
Heute bleibe ich der Arbeit fern. Das Spiel will es so. Ich ziehe den Telefonstecker aus der Buchse, vergesse aber, die Türklingel abzustellen. Natürlich schellt es mitten in einem Kampf. Ich denke nicht daran zu öffnen. Der ungebetene Gast ist allerdings von der hartnäckigen Sorte und hat es sich offenbar zum Ziel gemacht, mich mit arhythmischer Bimmelei in den Wahnsinn zu treiben. Von Hass getrieben, reiße ich die Tür auf. „Was ist denn, verdammte Scheiße?!“
Sie sieht mich an, als wäre ich ein Irrer. Und schaut an mir vorbei in die Wohnung, als wäre sie die Frau eines Irren. Ich drehe mich um und schaue den Flur hinab. An
den Wänden hängen Ausschnitte von Kampfmagazinen, außerdem Werbeanzeigen aus Waffenmagazinen und herausgerissene Seiten aus einem WMF-Katalog (Küchenmesser). Auf dem Boden stehen Dutzende von Plastikblumentöpfen voller heilsamer Kräuter, mit denen ich mir zur Erhaltung meiner Lebensenergie die Pizzen garniere, so eine Art Mercy. Keine Ahnung, was an diesem Flur merkwürdig sein soll. Als ich mich umdrehe, ist meine Frau weg.
Tag 6
Je öfter ich aufs Grab schlendere und mit meinen Coins Artworks, Charakterstudien und lustige Filme hole, desto mehr habe ich das Gefühl, dass der Euro nichts wert ist. Ich beschließe, meine gesamten Ersparnisse in Coins umzutauschen. Auf der Bank will man mir tatsächlich weismachen, dass Coins kein probates Zahlungsmittel seien. Lachhaft, denke ich mir und erzähle dem Mann hinter der Trennwand aus Panzerglas, dass ich erst vor einer Stunde ein CharakterArtwork für 80000 Coins gekauft habe. Vielleicht könne er mir wenigsten 10000 Coins für einen 2. Anzug ala Johnny Cage tauschen? Er droht mir mit der Polizei und komplimentiert mich aus der Bank. Okay, okay. Muss jetzt sowieso schnell nach Hause und weiter spielen.
Höre aus der Nebenwohnung lautes Stöhnen. Fataliy? Oh Gott ich bin der nächste ich hör sie kommen. Ob sie wissen, wo ich bin? Werde mir morgen eine neue Kette mit Wurfpfeil besorgen. Sicher ist sicher. Verspüre einen Heißhunger auf Ketchup mit Senf und pfeife mir fünf Rationen davon rein. Fühle mich fit. Die Nacht – wen auch immer sie mitbringen wird – kann kommen, das Mortal Kombat Turnier werde ich schaffen.
Tag 7
Draußen graut der Morgen. Auf dem Fernseher rauschen die Namen der „Mortal Kombat“-Macher vorbei. Ich hänge adrenalinüberströmt in den Seilen davor. Nur sehr langsam lasse ich den Controller sinken.
Ich traue dem Frieden nicht. Rechne noch immer mit einer fiesen Überraschung. Das habe ich in den letzten Tagen nicht nur einmal erlebt. Vielleicht die stöhnenden Kreaturen von nebenan?
Und tatsächlich: Es klopft! Aber der Bildschirm ist schwarz, das Spiel tatsächlich gelaufen. Es klopft wieder. Ich lege mein Ohr an die Lautsprecher des Fernsehers. Die Tür! Ich stehe auf. Stolpere über Ketchupflaschen und vertrocknete Pizzaränder zur Tür. Fliegen surren durch den Raum und klingen dabei fast wie kleine Motten die um Drahmin kreisen. Das Klopfen wird lauter. Ich gehe in die Küche und greife mir die Eisenstange die ich vom Baumarkt natürlich mitgenommen habe.
Bis unter die Hutkrempe voll mit Adrenalin erreiche ich die Tür. Sie lässt sich nicht öffnen. Wer zum Teufel hat sie zugenagelt? Von innen! Ich entferne die Bretter mit O und öffne die Tür. Meine Frau steht vor mir. Sie reißt sich die Maske vom Gesicht, ich erschrecke, MILEENA !!! und Sie springt mich an. …
FATALITY !
Danke! Endlich kann ich wieder richtig schlafen. Auf einmal scheint es wahr, was Shang Tsung mir gestern ins Ohr geflüstert hat: „YOUR SOUL IS MINE!“ .
Habt ihr in den 20 Jahren was besonderes erlebt ???